„Shake it, Baby!“ ist kein Ratgeber. Und doch ein Buch, das Betroffene, Angehörige und Gesunde bewegt. Weil es aufrüttelt – und versöhnt.
Oliver Vega Berger hat Parkinson – und Humor. Statt sich vom Leben schütteln zu lassen, schüttelt er lieber selbst: Witz, Wut und wunderbare Pointen über das Dasein mit einer Krankheit, die keine Gnade kennt. Zwischen Tablettenplänen und Tremor-Attacken stemmt sich Oliver mit Ironie gegen das Stigma, das Diagnose heißt – und eröffnet in einer Stadtteil-Bücherei einen surrealen Stuhlkreis: Dort trifft er auf Ikonen wie Muhammad Ali, Michael J. Fox, Salvador Dalí und Ozzy Osbourne – alle vereint durch ein nervöses Zittern und ein noch nervöseres Publikum.
Ein rasanter, bewegender und trotz allem lebensfroher Roman über Kontrollverlust, Kreativität und Kämpfergeist. Zwei Perspektiven – eine Ich-Stimme voll lakonischem Witz und ein auktorialer Blick auf das absurde Theater der Promi-Therapie – erzählen von Krankheit, Nähe und der Kraft der Selbstermächtigung.
Kapitel 1: Vorzeitige Verwesung
Das Schicksal schläft nie. Es lauert hellwach in jedem Moment – in uns selbst. Unbemerkt führt es uns durch die ebenen Täler der Sorglosigkeit, nur um dann geduldig zu warten. Es hat einen Pakt geschlossen – einen Pakt mit der Gelassenheit –, um ungestört in der Ecke des Wohnzimmers oder im Kleiderschrank zu verharren, uns zu beobachten. Es wartet auf den perfekten Augenblick, um mit geballter Faust zuzuschlagen und jene Nachricht zu überbringen, die wir für unmöglich gehalten hätten.
So erging es mir. Das Schicksal trat plötzlich aus dem Schatten, als hätte es jahrelang auf mich gewartet. Noch vor einer Stunde war mein Leben in Ordnung. Jetzt saß ich mit Anna im Auto und öffnete den Umschlag, der die Diagnose enthielt, die ich gerade erst aus dem Mund der Radiologin gehört hatte. Im Wagen war es unerträglich heiß. Mein Tremor, den ich noch vor Wochen für einen harmlosen Magnesiummangel gehalten hatte, beschleunigte seine Schläge wie eine Nähmaschine. „Ein Alki ist nichts dagegen“, murmelte ich trotzig und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Vergeblich. „Ist jetzt auch egal“, dachte ich und schleuderte den Umschlag auf den Rücksitz. „Ich muss hier weg. Dieses verdammte Krankenhaus, verdammte Diagnose.“ Noch bevor ich den Motor starten konnte, hatte sich Anna den Umschlag auch schon wieder geschnappt und las die Zeilen erneut, ohne sich dabei von mir ablenken zu lassen.
(Ich liebe es bis heute, wenn sie ihre schwarze Lesebrille aufsetzt. Bevor sie das Gestell auf ihrer schmalen, adlerhaften Nase platziert, wirft sie mit einer kurzen Nackendrehung ihre blonden Haare zur Seite, um den ersten Bügel gekonnt hinter ihr Ohr gleiten zu lassen. Zum immer wieder Verlieben.)
Das erste Mal nahm ich es während einer Sendung wahr – Anfang 2021: Meine rechte Hand zitterte. Unkontrolliert! Nicht pausenlos, eher wie ein nervöses Aufflackern, ähnlich einer defekten Neonröhre, das sich prompt beruhigte und ebenso schnell wieder verschwand. Was sollte das jetzt? Das Zittern meldete sich unregelmäßig, zog sich zurück, wartete – um dann plötzlich und unerwartet doch wiederaufzutauchen. Ich suchte nach einer medizinischen Erklärung und bekam umgehend einen Termin. Sogar ohne Wartezeit. Bei Dr. med. Google. Wenn der Teufel in seinem verrauchten Bruzzelkeller jemals einen fleißigen Assistenten bräuchte, wäre Dr. Google die perfekte Wahl. Ich stelle ihn mir als grinsende Horrorfigur im blutverschmierten Ärztekittel vor, die mit einem halb verfaulten Zeigefinger ihre Opfer ins Behandlungszimmer winkt. Dort angekommen, unter schallendem Gelächter von Dr. Google, hat der Patient dann die Wahl zwischen:
A) Vorzeitiger Verwesung B) Todbringende Erbkrankheit oder C) Chronischen Dauerschmerzen, die nur durch eins gestoppt werden können: Selbstmord. Ich übertreibe? Vielleicht. Aber lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, Sie vor übermäßigem Konsum von Googles Krankheitsdiagnosen zu bewahren, die in den meisten Fällen nichts mit Ihnen oder Ihrem Problem zu tun haben. Denn unser hinterhältiger Dr. Google kennt unsere Ängste und wandelt sie, ohne dass Sie es merken, in gewinnbringende Klicks um. Milliardenschwer. Größtenteils steuerfrei. Dabei sorgt der Bruzzelmeister dafür, dass wir nur die Informationen finden, die uns noch tiefer ins Elend stürzen. Und schon sehen Sie sich in Gedanken aufgebahrt – in einem aus weißer Seide ausgekleideten Sarg, zur ewigen Ruhe gebettet. Doch bis dahin würde ich über viele Jahre, so Doktor Google, mit großer Wahrscheinlichkeit von den brutalsten Symptomen heimgesucht, die Parkinson zu bieten hatte: Schluckbeschwerden bis zum Erstickungstod, Verlust der Sprache, Demenz, Höllenschmerzen, ununterbrochenes Zittern, Impotenz, Inkontinenz, Muskelsteifheit, Depression und nicht zu vergessen natürlich Akinese; die extreme Verlangsamung jeglicher Bewegungsabläufe.
»Ich bin sowas von im Arsch, Anna«, sagte ich mit verstörtem Blick. Sie nahm mich fest in den Arm. Wir weinten leise und so standen wir eine Ewigkeit im Schicksal einer unsicheren Zukunft vereint.
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Der historische Familienroman: "Und Schnee kann man braten"
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Als Taschenbuch mit persönlicher Widmung für € 14,99 zzgl. € 2,55 Porto/Verpackung. Infos unter:
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Das Buchcover wurde erstellt von Thomas Jankowski aus Osnabrück
Als E-Book, Taschenbuch und Hörbuch*
Wer das Heute verstehen will, findet im Gestern Antworten, die unter die Haut gehen …
In dem abgelegenen spanischen Dorf Los Isidros entspinnt sich 1938 unter dem politischen Druck von Diktator Franco eine dramatische Geschichte, deren Auswirkungen bis ins Deutschland von heute spürbar bleiben: Die blutjunge Inés verliebt sich in den unerschrockenen Freiheitskämpfer Manuel, der für seinen Traum eines demokratischen Spaniens einen hohen Preis bezahlt. Während sein Bruder Vicente von einem Leben als Mönch träumt, lenkt eine unheilvolle Begegnung das Schicksal aller Beteiligten in ungewollte Bahnen … Eingerahmt wird die Geschichte durch ebenso humorvolle wie nachdenkliche Episoden aus dem Leben von Inés’ Enkel Oliver, dessen Kindheitserinnerungen in Osnabrück nicht nur die mangelnde Nähe zu seinem Vater Julián, sondern auch die generationenübergreifenden Konsequenzen seiner Wurzeln widerspiegeln.
„Und Schnee kann man braten“ ist eine berührende Familiengeschichte und politisches Mahnmal gleichermaßen.
Alle Personen, die in dieser Geschichte auftreten, sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.
Oliver Vega Berger erzählt die bewegende Familiengeschichte seiner Großeltern Inés und Vicente, die 1938 in Spanien begann. Inés verliebt sich in den Widerstandskämpfer Manuel, der später von Francos Truppen in ein Konzentrationslager deportiert wird. Manuels jüngerer Bruder Vicente, der sich dazu berufen fühlt, Mönch zu werden, überbringt Inés die schlimme Nachricht. Doch auch er verliebt sich in Inés, was zu einer unheilvollen Liebe und dem Scheitern ihrer Träume von einem besseren Leben führt.
Jahre später lebt Inés mit Vicente und ihren sechs Kindern in Osnabrück, wo der florierende Stahlbau nach mehr Gastarbeitern verlangt. Die Geschichte wird eingerahmt von Olivers Kindheitserinnerungen in Osnabrück, in denen er vor allem über die mangelnde Nähe zu seinem Vater Julián erzählt. "Und Schnee kann man braten" ist eine bewegende Geschichte vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche Europas, die bis in die heutige Generation spürbar sind.
Der Regen, in dieser Gegend sonst selbst im Winter ein seltener Gast, klatschte wütend an die dünnen Fensterscheiben der einfachen, aus Ziegel, Geröllsteinen und Lehm gebauten Häuser, die aus der Ferne aussahen wie dünne Pappkästen. In den wenigen, unbefestigten Wegen, die planlos das Dorf durchzogen, stand das Wasser seit einigen Tagen knöcheltief. Die rund zweihundert Bewohner, die mit dem launischen Winterwetter nur zu gut vertraut waren, schützten ihr Hab und Gut hastig mit Holzplanken. Sie befestigten sie hochkant einmal um das Haus herum, um somit das Schlammwasser davon abzuhalten, in die Räume einzudringen. In Inés’ Wohnküche flackerten die Flammen vereinzelter Kerzen hin und her. Wie so oft würde Inés auch heute die Abendstunden zusammen mit Ihrer Schwester Isabel und den Eltern verbringen. Und wie immer würden sie nähen oder lesen, während ihre Mutter Josefa meist bis zum frühen Abend am Herd beschäftigt war und ihr Vater mit in Falten liegender Stirn die spärlichen Zeitungsmeldungen vom Verlauf des Bürgerkrieges studierte.
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